Die erste öffentliche Präsentation zeigte von Hagens plastinierte Exponate 1995 in Japan. In Europa fand die erste Ausstellung Körperwelten vom 30. Oktober 1997 bis 1. März 1998 im Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim statt.
Nachdem wir anfangs nicht sicher waren, ob wir, da die Präsentation erstmals hier zu sehen ist Tickets erwerben sollten, resümieren wir, es war richtig und sehr lehrreich.
Die Exposition war gut besucht. Besonderes Interesse zeigten die reichlich erschienen Schüler und Studenten.
Falls es euch beim Anblick der veröffentlichen Bilder etwas schaudern sollte, das ist völlig ungerechtfertigt. Irgendwie hatten wir den Eindruck unserem eigenen verletzlichem Inneren zu begegnen.
Auf dem Nachhauseweg kamen mir zwei Dinge in Erinnerung.
Einmal ein Gemälde, welches euch mit Sicherheit bekannt ist: „Die Anatomie des Dr. Tulp“ von Rembrandt.
Das 1632 fertiggestellte Werk macht deutlich, wie wichtig aber auch schwierig es war, die menschliche Anatomie für die medizinische Forschung zu erkunden.
Der Tote war ein gewalttätiger Straßenräuber, der wegen seiner Verbrechen gehängt wurde. Nur der Tatsache war es geschuldet, dass eine Obduktion möglich war.

Zum Zweiten kam mir eine gruselige und außergewöhnliche Geschichte, die sich in Schottland des 19. Jahrhunderts ereignete, in den Sinn. Irgendwann hatte ich darüber gelesen:
William Burke war ein schottischer Schuster, der im 19. Jahrhundert als Teil eines Mörder- und Leichenschänderduos Burke und Haree bekannt wurde.
Burke und sein Komplize William Hare töteten mindestens 17 Menschen in Edinburgh, Schottland, und verkauften ihre Leichen an medizinische Schulen, wo sie für anatomische Studien verwendet wurden.
Burke und Hare begannen ihre Verbrechen im Jahr 1827, als sie eine ältere Mieterin namens Abigail Simpson in ihrer Pension töteten und ihre Leiche an die medizinische Schule der Universität Edinburgh verkauften. In den folgenden Monaten töteten sie weitere 16 Menschen, darunter auch Hares eigene Frau. Die meisten ihrer Opfer waren Obdachlose oder alkoholkranke Personen, die in Edinburgh umherstreiften und leichtes Ziel für das Verbrecherduo waren.
Die Morde von Burke und Hare wurden schließlich aufgedeckt, als die Polizei eine Leiche in der Wohnung von Burke und seiner Partnerin Helen McDougal entdeckte. Burke wurde verhaftet, aber Hare entkam und wurde nie gefasst. Burke wurde vor Gericht gestellt und wegen Mordes verurteilt. Er wurde am 28. Januar 1829 öffentlich hingerichtet, und sein Körper wurde zur Abschreckung an die Medizinische Fakultät der Universität Edinburgh übergeben, wo er seziert wurde.
Das Skelett von Bruke ist im Übrigen in der University of Edinburgh noch zu sehen.
Burkes Geschichte ist zu einem Symbol für die Gräueltaten der frühen Medizin und die Auswüchse des Handels mit Körpern geworden. Sein Name ist zu einem Synonym für Mord und Leichenschändung geworden und seine Geschichte wurde in zahlreichen Büchern, Filmen und Fernsehsendungen aufgegriffen.
Als Fazit kann man sagen, die Medizin ging über Leichen, der wissenschaftlichen Erkenntnis wegen.

Die Kritik an Hagens ist nach wie vor mannigfach:
Der umstrittene Plastinator Gunther von Hagens provoziert mal wieder. (Taz)
Der Berliner Bischof Markus Dröge sagte, „es muss nicht alles gezeigt werden, was gezeigt werden kann“.
Körperwelten: Pietätlose Erlebnisanatomie (Ärzteblatt)
Er versteht „Körperwelten“ als Anatomie-Ausstellung. Kritiker werfen ihm vor, mit seinen Leichenpräparaten die Menschenwürde zu verletzen. (Beliner Zeitung)
Soweit einige Beispiele von vielen.
Bildet euch selbst ein Urteil. Wir fanden das Gesehene weder schaurig noch schön aber durchaus lehrreich und sehenswert.